Landwirtschaft und Tourismus auf den Kanaren
26. September 2016Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass ein Großteil der Kanareninseln vom Tourismus sehr abhängig ist. Die Frage jedoch, ob tatsächlich auch die Bevölkerung von dem Aufschwung, den diese Branche erlebt, profitiert, ist jedoch ist nicht ganz so leicht zu beantworten. Wahrscheinlich lautet die Antwort nein. Doch die Wechselwirkung ist nicht ganz so offensichtlich. Auf den ersten Blick profitieren die ursprünglichen Wirtschaftszweige, wie etwa die Landwirtschaft durchaus von den vielen Touristen, die von Jahr zu Jahr auf die Insel strömen und auch von der erheblich steigenden Anzahl von Einwohnern, die sich natürlich daraus ergibt, dass viele Europäer, vor allem Deutsche, sich als Dauerurlauber oder Aussteiger auf der Insel ansiedeln.
Wer also bei seinem Urlaub Fuerteventura einen Besuch abstattet, kurbelt zweifellos die dortige Wirtschaft ein wenig mit an. Auch wer auf La Gomera Urlaub macht, trägt zum blühenden Wohlstand der Insel bei. Denn auch die Bauern haben die Touristen als Zielgruppe längst entdeckt und einbezogen. Doch ebendiese finanzielle und ökonomische Verlockung, die vom Geschäft mit dem Reisen und den Reisenden ausgeht, stiehlt den alteingesessenen Bauern ihr mit Abstand wertvollstes Gut: Ihre Söhne und Töchter. Die nämlich sehen ihre Zukunft nicht auf dem Land, sondern in einer der pulsierenden Städte und beginnen ihre Ausbildung oder ihr Studium im Tourismusbereich und werden Reiseführer, Hotelfachleute oder Touristikassistenten. Und wenn der Nachwuchs weggeht, fehlt es allerorts an jungen, gesunden Arbeits- und Führungskräften und einen traditionsreichen Betrieb aufrecht zu erhalten. Letztendlich war diese Entwicklung vorauszusehen und wurde bewusst oder unbewusst in Kauf genommen. Allerdings ist die Frage berechtigt, ob jene, die diese Entwicklung in Kauf nahmen auch die sind, die ihre Folgen am eigenen Leib verspüren. Nichtsdestotrotz kann ein Urlauber mit einem bewussten Miteinander mit den Inselbewohnern und einem Verständnis für ihre Situation viel Gutes tun. Dies trägt auch dazu bei, dass die Kanarischen Inseln allen Beteiligten über viele Jahre Freude bereiten werden.